Sommersemester 2019 (086267)

PD. Dr. Ulf Christian Ewert
Übung (086267): Die neu erbaute Stadt – Stadtentwicklung in Deutschland nach dem 2. Weltkrieg
Mi, 10 - 12, Georgskommende 14 G1

Viele deutsche Städte lagen 1945 in Trümmern. Somit waren Versorgungsengpässe, die zerstörte Infrastruktur und Wohnungsnot zentrale gesellschaftliche Fragen der unmittelbaren Nachkriegsjahre. Doch wie sollten diese Probleme auch langfristig gelöst werden, wie sollten die zerstörten Städte wiederaufgebaut werden? Und sollte die Stadt überhaupt wiederaufgebaut werden, oder nicht vielleicht doch besser gleich neu gebaut werden? Diese Fragen sind auf staatlicher Ebene und unter Einfluß der Systemkonkurrenz zwischen Bundesrepublik und DDR theoretisch ganz verschieden beantwortet worden. Ebenso gab es auf lokaler Ebene sehr unterschiedliche praktische Antworten, wobei das Spektrum hier von einer historisierenden Rekonstruktion bis hin zu radikalem Umbau und Neugestaltung der Stadt reichte. Mit diesem Spannungsverhältnis zwischen einem unmittelbaren Zwang zum schnellen Wiederaufbau einerseits und einer langfristig ausgerichteten Stadtplanung und Stadtentwicklung im geteilten Deutschland andererseits beschäftigt sich die Übung, und dabei sollen u.a. folgende Themenkreise (jeweils anhand von Fallbespielen) behandelt werden: Stadtplanung und Stadtgestaltung im Wiederaufbau, Wohnungsnot und Wohnungsbau, Restaurierung historischer Stadtkerne, Durchsetzung des Leitbildes der autogerechten Stadt, Konzeption und Realisierung der sozialistischen Stadt, Stadtflucht und Suburbanisierung seit den 1970er Jahren.

Literaturhinweise:
Christoph Bernhardt, Längst beerdigt und doch quicklebendig. Zur widersprüchlichen Geschichte der „autogerechten Stadt“, in: Zeithistorische Forschungen/Studies in Contemporary History, 14/3 (2017), 526–540.Werner Durth, Niels Gutschow, Träume in Trümmern. Planungen zum Wiederaufbau zerstörter Städte im Westen Deutschlands, 1940–1950, 2 Bde., Braunschweig, Wiesbaden 1988.Doreen Flegel, Stadtentwicklung in der DDR und die Merkmale sozialistischer Städte, München 2008. Leonie Glabau, Plätze in einem geteilten Land: Stadtplatzgestaltungen in der Bundesrepublik Deutschland und der Deutschen Demokratischen Republik von 1945 bis 1990, Frankfurt/Main 2010. Thomas Großbölting, Rüdiger Schmidt (Hgg.), Gedachte Stadt – Gebaute Stadt. Urbanität in der deutsch-deutschen Systemkonkurrenz 1945–1990 (Städteforschung A 94), Köln [u.a.] 2015Tilman Harlander, Stadtplanung und Stadtentwicklung in der Bundesrepublik Deutschland: Entwicklungsphasen seit 1945, in: disp – The Planning Review 34:132 (1998), 4–9. Per Pasternack et al., 50 Jahre Streitfall Halle-Neustadt, Idee und Experiment. Lebensort und Provokation, Halle (Saale) 2014.Gerhard Rabeler, Wiederaufbau und Expansion westdeutscher Städte 1945-1960 im Spannungsfeld von Reformideen und Wirklichkeit. Ein Überblick aus städtebaulicher Sicht, Bonn 1990.Barbara Stambolis, Stadtplanung und Aufbau kriegszerstörter Städte nach 1945. Konzepte, Handlungsfelder und personelle Kompetenzen am Beispiel des Neuaufbaus in Paderborn, in: Westfälische Zeitschrift 146 (1996), 351–366.

Diese Veranstaltung im HISLSF.