Arbeitspapier Nr. 28

Corporate Governance im europäischen Profifußball

Schewe, Gerhard/Kleist, Sebastian/Mahlstedt, Dirk

Die Alarmsirenen im europäischen Profi-Fußball schrillen immer lauter. Ein Blick auf die Wirtschaftslage in den europäischen Spitzenligen England, Deutschland und Italien zeigt, dass die anhaltende Schuldenkrise im europäischen Profi-Fußball zu ersten Insolvenzen geführt hat. Die Verbindlichkeiten sämtlicher europäischer Fußballclubs betragen in etwa 7 Mrd. € bei einer im Durchschnitt äußerst geringen Eigenkapitalbasis. Ein wesentlicher Grund für diese Misere ist in den ineffizienten Anreiz- und Kontrollstrukturen im internationalen Profi-Fußball zu sehen.

Im Profi-Fußball existiert neben dem sportlichen Interesse von Fans, Mitgliedern etc., das wirtschaftliche Interesse aller Stakeholder an einer dauerhaft gesicherten Fortführung des Fußballunternehmens. Strategische Investoren und Aktionäre erwarten darüber hinaus die langfristige Rentabilität ihres Engagements. Ziel der Corporate Governance in diesem Sinne ist es, für eine effiziente Abstimmung dieser Interessen zu sorgen. Auf Ligaebene kann ein geeignetes Lizenzierungsverfahren einen wesentlichen Beitrag zum gemeinsamen Fortführungsziel der Clubs leisten. Die Verabschiedung entsprechender Liga-Statuten bietet die Möglichkeit einen adäquaten Rahmen für effiziente Managementstrukturen in den Clubs festzulegen. Durch die Wahl der Rechtsform und die Gestaltung der internen Kontrollstrukturen beeinflussen die Clubs die Effizienz der Corporate Governance in entscheidender Weise.

Gegenstand dieses Beitrags ist eine vergleichende Darstellung der Governance-Strukturen in den Spitzenligen der Länder England, Deutschland und Italien, um zu einer Einschätzung über deren Effizienzgrad zu gelangen. Unter Berücksichtigung der Verbandshierarchie auf europäischer Ebene werden zunächst der regulierende Einfluss von FIFA und UEFA auf die Nationalverbände und Clubs dargestellt. Anschließend werden die Governance-Strukturen der Premier League in England, der Bundesliga in Deutschland und der Serie A in Italien betrachtet. Anhand der ausgewählten Top-Clubs Manchester United, Bayern München und Lazio Rom soll der Einfluss der Corporate Governance auf den wirtschaftlichen Erfolg im Profi-Fußball aufgezeigt werden.