Alumni Story: Sonja Altesellmeier

Die Energiewende ist aktuell eines der Themen im politischen und gesellschaftlichen Diskurs. Die Abkehr von fossilen Brennstoffen hin zu einem stärkeren Fokus auf Erneuerbare Energien spielt dabei eine entscheidende Rolle, um dem fortschreitenden Klimawandel entgegenzuwirken. Mitten drin – Sonja Altesellmeier, CFO bei Community Offshore Wind, einem Joint Venture von RWE und National Grid. Nach ihrem Studium der VWL an der Universität Münster hat Sonja Altesellmeier verschiedentliche berufliche Stationen im In- und Ausland durchlaufen und in dieser Zeit zahlreiche Finanzierungsprojekte rund um Erneuerbaren Energien betreut.

Wir haben uns mit Sonja Altesellmeier zu einem Gespräch über ihre Zeit an der Universität Münster sowie ihren beruflichen Werdegang verabredet.

Liebe Frau Altesellmeier, inwiefern konnte Sie Ihr Studium auf Ihren beruflichen Werdegang vorbereiten?

Um das VWL Studium erfolgreich abzuschließen, war eine intrinsische Motivation notwendig. Logisches Denken und nicht nur die direkten Folgen von etwas sehen, sondern auch weitergehende Konsequenzen zu berücksichtigen war im Studium wichtig und ist es jetzt noch viel mehr. Und dann kommt man auch im Studium immer mal an den Punkt an dem man erst Mal nichts oder nur sehr wenig versteht. In dem Fall muss man sich dann mit den Details und den Themen dahinter befassen damit man Fortschritte erzielt und optimale Ergebnisse liefern kann. In großen Vorlesungen mit vielen 100 Studenten fällt niemandem auf ob man die Themen versteht oder nicht. In Seminaren oder kleineren Veranstaltungen wo der Dozent oder Professor das Wissen gerne direkt und unerwartet getestet hat dagegen schon. Es war unangenehm Antworten nicht zu wissen. Vermutlich habe ich daher auch in diesen Vorlesungen und Seminare die besten Ergebnisse erzielt. Dort habe ich auch gelernt, wie wichtig eine gute Vorbereitung ist. Auch wenn man mit der Zeit routinierter wird, vor wichtigen Präsentationen bereite ich mich immer noch im Detail vor.

Während Ihrer beruflichen Laufbahn haben Sie schon in verschiedenen Ländern gelebt und gearbeitet. Was hat Sie daran am meisten gereizt und was waren gegebenenfalls Herausforderungen?

Ich fand schon immer die Idee sehr reizvoll, irgendwo am Wasser zu wohnen. Neue Dinge kennenzulernen, andere Arten zu arbeiten, andere Sichtweisen auch gepaart mit neuen Herausforderungen. Ich arbeite schon viele Jahre im Bereich der Erneuerbaren Energien und gebe mein Wissen gerne weiter. Etwas Neues aufbauen, Teams weiterentwickeln, das ist spannend und bringt die Branche weiter nach vorne. In ein anderes Land zu gehen bedeutet aber auch, sich auf die lokalen Besonderheiten einzulassen. Wie wir etwas in Deutschland machen, ist nicht unbedingt der richtige Weg für z.B. Südafrika. Man muss aufmerksam sein und auch ruhig nachfragen damit man versteht. Es geht nicht darum etwas genauso zu machen wie vorher, sondern einen angepassten, besseren Weg zu finden. In meiner jetzigen Position bin ich häufig die Schnittstelle zum Headquarter in Essen, manchmal vielleicht auch so etwas wie ein Übersetzer zwischen den Kulturen und unterschiedlichen Erfahrungswerten. Als deutsche Firma, die auch in vielen anderen Teilen der Welt zu Hause ist, arbeiten wir in internationalen, diversen Teams zusammen. Standort- und Länderübergreifend entwickeln wir Projekte und führen sie zu Erfolg. Internationale Erfahrung erleichtert diese Arbeit. An die meisten Herausforderungen im Ausland erinnere ich mich gar nicht mehr. Diese gab es bestimmt aber in der Nachbetrachtung überwiegen immer die positiven Erfahrungen. Ich reise nach wie vor gerne in all die Länder in denen ich mal gewohnt, studiert oder gearbeitet habe. Ich habe auch noch viele Freunde im Ausland. Für ein Treffen mit meinen internationalen Freunden nehme ich auch gerne eine längere Anreise in Kauf.

Wie dürfen wir uns Ihren Arbeitsalltag als CFO von Community Offshore Wind vorstellen?

Kein Arbeitstag gleich dem anderen. Ich prüfe morgens als erstes meine Emails, um zu verstehen ob über Nacht etwas Wichtiges angefallen ist worum ich mich sofort kümmern sollte. Da wir mit Teams aus verschiedenen Standorten zusammenarbeiten, versuche ich die Aufgaben nach Verfügbarkeit und Arbeitszeit abzuarbeiten und im Team zu verteilen. In meinem Finanzbereich für Community Offshore Wind habe ich Mitarbeiter aus den USA, sowohl an der Ostküste als auch in anderen Zeitzonen aber auch Mitarbeiter aus Deutschland und England. Manche gehen regelmäßig ins Büro, andere arbeiten von zu Hause oder je nach Bedarf. Als CFO für Community Offshore Wind sind wir in meinem Bereich für die Investitionsbewertung, das kurzfristige und langfristige Budget, den Einkauf z.B. der Windturbinen, das Risikomanagement, Accounting und Steuern verantwortlich. In den USA ist die Offshore Industrie noch in der Entwicklung, daher ist es auch eine unserer Aufgaben, zusammen mit unseren Lieferanten den Aufbau neuer Fertigungsstätten voranzubringen, die lokale Wertschöpfungskette zu erhöhen sowie den notwendigen Aufbau und Qualifizierung von Personal zu fördern und zu begleiten. Ein Offshore Wind Projekt zu entwickeln bzw. voranzutreiben, bedeutet eine ständige Anpassung an neue Anforderungen. Es gibt keinen Stillstand. Wir arbeiten ständig auf den nächsten Meilenstein hin. Die großen davon sind die Sicherung der Einnahmen ebenso wie die Ausgabenseite. Der Erhalt der Genehmigungen, der Abschluss der Lieferverträge, die finale Investitionsentscheidung gefolgt von der eigentlichen Bauphase. Die Bauphase wird durch die Fertigstellung abgeschlossen ab der das Projekt in die operative Phase übergeht. Jede Phase hat spezielle Anforderungen denen wir gerecht werden müssen. Neben der eigentlichen Projektentwicklung nehmen wir an Ausschreibungen teil, um die Einnahmenseite zu sichern. In den letzten 1,5 Jahren lag der Schwerpunkt für uns bei Community Offshore Wind an der Teilnahme von zwei Ausschreibungen in New York und New Jersey, auf deren Ergebnisse wir jetzt warten. Die Ausschreibungen setzten einen Fokus auf Preis aber auch auf Faktoren wie lokale Wertschöpfung. Für viele dieser Entscheidungen benötigen wir bei Community Offshore Wind die Zustimmung unserer Gesellschafter. Ich bin von RWE als CFO in das Projekt entsendet und intern bei den Briefings, Empfehlungen und Entscheidungen durch unseren Vorstand dabei die dann auch entsprechend vorbereitet werden müssen. Außerdem habe ich weitere Stakeholder von beiden Gesellschaftern mit denen ich mich regelmäßig treffe und austausche. Als CFO in einem Projekt ist es wichtig, sowohl mit dem Vorstand der jeweiligen Gesellschafter als auch mit jedem Teammitglied dem Informationsbedürfnis angemessen zu kommunizieren. Strategische Entscheidungen müssen vorbereitet werden aber manchmal sind auch die Details zu Lieferanten oder der Bewertung wichtig. Mein Job ist abwechslungsreich und spannend. Ich muss mich schnell auf neue Informationen einstellen können, gut kommunizieren aber auch die Details zu manchen Themen verstehen, um Dinge voranzutreiben und richtige Empfehlungen und Entscheidungen zu treffen. Die Verantwortung ist groß. Community Offshore Wind ist eines der größten Offshore Wind Projekte von RWE mit ungefähr 3,5 GW welches nach Fertigstellung bis zu 1,1 Mio. Haushalte mit Strom versorgen sowie die CO2 Emissionen in New York State bis zu 5% senken kann. 

Was macht die Arbeit im Bereich der Erneuerbaren Energien für Sie besonders spannend?

Es fühlt sich so an, als ob die Erneuerbaren mittlerweile erwachsen geworden sind und sich in einer nachhaltigen aber auch sehr ambitionierten Wachstumsphase befinden. Als ich in dem Bereich vor über 15 Jahren bei einer Bank angefangen habe, war vieles noch learning by doing. Wir haben alle gemeinsam gelernt wie es am besten geht, was wirklich wichtig ist. Damals wurde man häufig auch noch belächelt, hatte Diskussionen über die Sinnhaftigkeit. Der Markt war auch eher auf Europa und den USA beschränkt. Insbesondere in Europa gab es auch schwierige Jahre. Ich habe miterlebt, wie z.B. die Solarindustrie erst aufgebaut und dann wieder abgebaut wurde. In den letzten 2 Jahren haben wir jedoch enormen Wandel gesehen. Der Fokus auf Nachhaltigkeit, Reduzierung von Treibhausgasemissionen sowie der Wunsch nach Unabhängigkeit von fossilen Energieträgern haben einen noch nie da gewesenen Nachfrageboom ausgelöst, und dieses weltweit. Die Ausbauziele sind ambitioniert und führen zur Zeit zu Herausforderungen wie wir sie in der Branche so noch nicht kannten. Insbesondere die Lieferanten kommen mit der Produktion nicht schnell genug nach und auch makroökonomische Faktoren spielen eine Rolle. Wettbewerber schreiben Projekte teilweise ab oder geben sie ganz auf. Es ist spannend, Lösungen für diese neuen Herausforderungen zu erarbeiten. In dem zur Zeit unsicheren Umfeld zu navigieren und einen angemessenen Beitrag zu den Zielen von RWE sowie NGV beizutragen ist nicht immer einfach aber auf jeden Fall sehr anspruchsvoll und eine hervorragende Möglichkeit sich einzubringen. Beruflich und persönlich bedeutet dies aber auch die Möglichkeit für mich, an Projekten in Ländern zu arbeiten, mit denen man sich identifiziert. Aufgaben zu übernehmen, die einen wesentlichen Beitrag zur Weiterentwicklung der Erneuerbaren beitragen war noch nie so einfach. Talente zu finden und zu halten ist ein entscheidender Wettbewerbsvorteil. Ohne die richtigen Mitarbeiter kann die Energiewende global nicht gelingen. Noch nie gab es so viele Möglichkeiten für Nachwuchs im Erneuerbaren Energien Umfeld einen Arbeitsplatz zu finden der den eigenen Ansprüchen und Wünschen entspricht. Für viele Jahre war ich immer eines der jüngsten Mitglieder im Team. Obwohl ich mittlerweile gar nicht mehr so jung bin. Dies hat sich Gott sei Dank in den letzten Jahren ebenfalls geändert. Ich finde es toll, mit Graduates aus unserem Traineeprogramm zusammen zu arbeiten, Wissen weiterzugeben und zur Entwicklung eines jeden einzelnen beizutragen.   Die Branche und auch ich haben noch viel vor im Bereich Offshore Wind. Die Herausforderungen werden wir gemeinsam angehen und Lösungen erarbeiten. Es hört nie auf spannend zu sein. Insgesamt schaue ich mit viel Optimismus auf die zukünftigen Chancen in diesem Bereich.

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